Seefrauengarn vom 4.5.

„Heute hier, morgen dort

bin kaum da, muss ich fort“

Das kam mir heute so in den Sinn, als ich am Strand auf die Uhr schaute und festgestellt habe, dass es schon wieder Zeit wird aufzubrechen. Schnell noch unterwegs ein mit Vanillecreme gefülltes Teilchen aus der Pasticceria, einem Café Macchiato an der Bar und dann hopp hopp aufs Schiff. Ich habe es  sehr genossen, an Land zu gehen. Andere haben es heute wieder nicht geschafft.

Gestern habe ich in Ajaccio auf Korsika einen Radausflug begleitet. Das war sehr lustig und abwechslungsreich. Der Radius war mal größer. Ich hatte einen Haufen netter Leute um mich, die nicht auf dem Schiff arbeiten und die echt Spaß hatten.

Morgen geht’s nach Salerno. Ich weiß noch gar nicht, was ich da machen soll. Die Küste in einem Boot entlangfahren? Auf den Vesuv steigen? Oder doch lieber allein zu Zaha Hadids letztem Projekt spazieren? Ich werde sehen. Das ist schon seltsam, wenn man sich ganz schnell für eine Sache und gegen ganz viele andere entscheiden muss, weil man höchstens 8 Stunden Zeit hat, um eine Stadt, eine Region oder eine Insel zu erleben. Absolut nicht mein Ding. Zu schnell, zu oberflächlich. Und da muss ich mir dann immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich es wirklich gut getroffen habe: ich kann fast immer „raus“ und wenigstens einen kleinen Aspekt der jeweiligen Destination genießen.

Momentan ist auch ein Bekannter an Bord (ich nenne ihn mal H.). Mit ihm treffe ich mich manchmal an einer Bar auf dem Schiff. Das gibt den Tagen so einen „normalen“ Anstrich. Heute Abend gehen wir  vielleicht sogar zusammen Essen. Natürlich erst nach Genehmigung von höchster Stelle. H. Hat schon festgestellt, dass es hier manchmal „schlimmer ist, als im Knast“. Das ist zwar ein bisschen übertrieben, aber doch auch  so ein Punkt, der das Leben hier für manche unnötig erschwert. Ein Freund kommt an Bord, man möchte natürlich gemeinsam Abendessen- braucht dann aber eine Sondergenehmigung. Und darf auch nicht überall hingehen. Und auch nicht zu irgendeiner beliebigen Zeit. Und in Uniform.  Ich weiß auch nicht genau, wovon es abhängt, ob und wann man darf oder eben nicht. Gleich muss ich erstmal meine internen Mails checken und sehen, was der Cruisedirektor so schreibt und wie er sich entschieden hat-natürlich erst nach Anfrage beim HOTMAN (was Hotelmanager heisst), der wiederum davor mit dem Generalmanager Rücksprache gehalten hat um ihn zu informieren, wie der  Staffkäptn  entschieden hat. Eventuell nach einer Unterhaltung mit dem HR (Human Resources Manager). Vielleicht kann ich ja heute  doch mit H. Essen gehen und ja: Ich kenne jetzt schon ganz schön viel Abkürzungen.

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